Die meisten Cannabis-Anbauer kennen die Begriffe „gemischtgeschlechtliche“ und „hermaphrodite“ Pflanzen, sie wissen, wie sie entstehen, und wie man sie im Garten verhindert
Ob Sie nun ein Anfänger oder bereits ein Profi-Anbauer sind, die Grundlagen über Hermaphroditen und andere gemischtgeschlechtlichen Pflanzen sind nicht nicht nur interessant, sondern ein wichtiger Bestandteil des Knowhows und der Ausbildung eines Cannabis-Anpflanzers. Die Entwicklung potentieller gemischtgeschlechtlicher Pflanzen zu erkennen und zu verstehen, weshalb sie entstehen, stellt eine erfolgreichere Ernte sicher.
Nahezu alle Tierarten entstehen aus der Vereinigung eines männlichen mit einem weiblichen Tier – und ihr Nachwuchs kann im Fortverlauf beiderlei Geschlecht zeugen. Bei Marihuana-Samen ist es genauso: sie entstehen durch ein männliches und ein weibliches Elternteil und können selbst entweder männliche oder weibliche Pflanzen als Nachkommen haben. Es ist unmöglich, vorherzusehen, welches Geschlecht ein Cannabis-Samen hervorbringen wird; doch sobald ein Same die „Knospenphase“ erreicht, wird es nach etwa zwei Wochen recht einfach, das Geschlecht festzustellen. Manchmal – und unter bestimmten Bedingungen – entwickelt eine Pflanze Züge beiderlei Geschlechts, also männliche wie weibliche Merkmale. Diese nennt man Hermaphroditen – ein unerwünschtes Ergebnis beim Anbau von Marihuana-Pflanzen.
Eine weitere gemischtgeschlechtliche Variante wird „Bananas“ (oder „Nanners“) genannt. Bananas sind sichtbare männliche Pollensäckchen (Stamen), die sich aus einer weiblichen Pflanze entwickeln, die Stress ausgesetzt war. Diese Säckchen – normalerweise an männlichen Pflanzen – sind eigentlich von einer Schutzschicht umgeben, die die Pollen schützt, bis die Zeit gekommen ist, dass sie platzen.
Schauen wir uns die unterschiedlichen Phasen an, um zu verstehen, wann, wo, warum und wie Hermaphroditen und gemischtgeschlechtliche Pflanzen entstehen und wie man sie verhindert.
Wachstumsphasen der Pflanze
Saatphase
Die erste Phase jeder künftigen Pflanze ist natürlich die Aussaat. Cannabis-Samen sind in den Varianten normal, feminisiert und selbstblühend erhältlich.
Normale Samen sind genau das: normale, reguläre Hanfsamen, die entweder männliche oder weibliche Pflanzen hervorbringen. Feminisierte Samen wurde extra dafür entwickelt, männliche Chromosomen auszuschalten, wodurch sichergestellt wird, dass die Pflanze männlich wird. Selbstblühende Samen sind nicht so sehr auf eine strenge Licht-/Dunkelheitverteilung angewiesen, um von der Wachstumsphase in die Phase zum Knospen überzugehen. Sie tun dies einfach, indem sie älter werden, was bedeutet, dass man in der Regel nach 10 Wochen ernten kann. Sie benötigen die kürzeste Blütephase.
Keimphase
Die Keimphase ist die erste Wachstumsphase einer Pflanze und beginnt, sobald der Same befeuchtet wurde. Die Samen können zwischen Schichten feuchter Papiertücher eingeweicht werden, damit die Keimphase beginnen kann. Die Keimphase erkennt man an einer kleinen Wurzel, die durch die Samenhülse stößt, zwei kleine Blättchen werden dort normalerweise in 2 bis 10 Tagen entstehen. Sobald sie umgepflanzt sind, verbindet sich diese Wurzel mit dem Boden und stößt irgendwann durch die Oberfläche, um die nächste Phase zu beginnen: die Sämling-Phase.
Sämling-Phase
Nachdem die ersten kleinen Blätter hervorgekommen und etwas Licht bekommen haben, entwickeln sich weitere Blätter. Diese neuen Blätter unterscheiden sich von den ersten, da sie die ersten Charakteristika von Marihuana-Blättern aufweisen, so zum Beispiel Form, Fingerpunkte, etc. Während die Sämlinge wachsen, entwickeln sich weitere Blätter am Stängel.
Während die Anzahl der Blätter zunimmt, sollten Sie die Sämlinge leicht unterstützen, in dem Sie sie vorsichtig stützen – in dieser Phase sind sie schwach und verletzlich. Die Sämling-Phase dauert 1-3 Wochen – dann verfügt Ihre Pflanze über 4-10 neue Blätter und kann in die nächste Phase übergehen: vegetatives Wachstum.
Vegetatives Wachstum
Der vegetative Zyklus setzt ein, wenn eine Ausweitung stattfindet. Die Wachstumsrate der Pflanze nimmt zu, so dass die Blätter genug Energie produzieren können, um zu einem „Baum“ heranzuwachsen. In dieser Zeit benötigen die Pflanzen so viel Sonnenlicht und Nährstoffe wie möglich. Ihre Stängel werden stärker und dicker, um weitere Blätter und Zweige tragen zu können. Dann geht es in die nächste Phase: Vorblütenbildung.
Vorblüten
Diese Phase wird abhängig von der Sorte nach 1 bis 5 Monaten erreicht und hält 1 bis 2 Wochen an. In dieser Zeit wird die Pflanze langsamer wachsen, während sich weitere Zweige und Abzweigungen bilden und die Pflanze sich ausbreitet. In dieser Phase erscheint dort, wo die Zweige die Stängel berühren, eine Calyx (Kelchblätter, die sich um die entstehende Blüte als Schutzschicht legen). In der nächsten Phase werden die Geschlechter der Pflanzen deutlich: das Blühen.
Blühen
In dieser Phase werden die Pflanzen konstant buschiger und breiten sich weiter aus, während sie Blüten entwickeln. Nach etwa zwei Wochen des Blühens zeigt eine Pflanze deutlich ihr Geschlecht. Die Blumen brauchen 4 bis 16 Wochen, um sich gänzlich auszubilden. In dieser Blütephase platzen die Blütensäckchen der männlichen Pflanzen, um die weiblichen Pflanzen zu befruchten. Es ist wichtig, männliche und weibliche Pflanzen zu trennen, sobald das Geschlecht deutlich wird – es sei denn natürlich, Sie möchten große Mengen Cannabis-Samen ernten. Während die männlichen Pollen benötigt werden, um die weiblichen Blüten zu befruchten, reichen eine oder zwei männliche Pflanzen. Diese produzieren genug Pollen für einen ganzen Garten an weiblichen Pflanzen. Sobald eine weibliche Pflanze befruchtet ist, verwendet sie all ihre Energien darauf, weitere Samen statt neue Blüten (Knospen) hervorzubringen, was den Zweck der ganzen Anpflanzung gefährdet. Weibliche Pflanzen beginnen mit der Samenproduktion, sobald sie mit Pollen einer männlichen Pflanze befruchtet wurden – die Samen brauchen dann 2 bis 16 Wochen, um gänzlich ausgereift zu sein. Das Geschlecht einer Pflanze ist wichtig, da nur weibliche Cannabis-Pflanzen das gewünschte Ergebnis einer Ernte produzieren: die Knospen.
Es ist sehr wichtig, Ihre Pflanzen während des Blühens genau zu beobachten, denn dies ist der Zeitpunkt, da Hermaphroditen und Bananas am häufigsten auftreten. Es ist entscheidend, dass Sie die Entwicklung Ihrer Pflanzen im Auge behalten und eine Veränderung der Umgebung oder auch des Pflegerhythmus unbedingt vermeiden, um die Pflanzen keinerlei Stress auszusetzen – ein Hauptgrund für die Entwicklung gemischtgeschlechtlicher Pflanzen.
Weibliche Hanfpflanzen und ihre Merkmale
Weibliche Cannabis-Pflanzen bestehen aus kleinen, grünen Samenschalen mit zwei kleinen, weißen, flaumigen V-förmigen Härchen, die aus ihnen herausragen und Stigmen genannt werden. Die eigentlichen Blüten entstehen schließlich aus den dichten Clustern, die wir Knospen nennen. Weibliche Cannabis-Pflanzen neigen dazu, kürzer und buschiger zu sein als männliche Pflanzen. Unter freiem Himmel zeigen sie ihr Geschlecht später als männliche Pflanzen (7 bis 21 Tage), wohingegen bei innen angepflanztem Hanf das Geschlecht in der Regel nach 7 bis 10 Tagen festgestellt werden kann.
Männliche Hanfpflanzen und ihre Merkmale
In der frühen Wachstumsphase entwickeln männliche Cannabis-Pflanzen kleine Bällchen (oder Säckchen), die rebenförmig aussehen und in denen sich die Pollen entwickeln. Anders als bei den weiblichen Pflanzen entstehen keine weißen Härchen. Die Säckchen platzen irgendwann, um die Pollen freizugeben und die weiblichen Pflanzen zu befruchten. Wie gemischtgeschlechtliche und hermaphrodite Pflanzen sind männliche Pflanzen unerwünscht und sollten, sobald sie identifiziert wurden, entfernt werden, damit sie ihren Pollen nicht verteilen können. Männliche Pflanzen neigen dazu, größer zu sein und weniger Blätter zu tragen, sie schauen etwas wuchernder aus als weibliche Hanfpflanzen. Männliche Pflanzen beginnen abhängig vom Lichtzyklus eher mit der Blütezeit als weibliche Pflanzen (7 bis 14 Tage).
Wie entstehen Hermaphroditen?
Pflanzen besitzen einen natürlichen Überlebensinstinkt, um die Reproduktion und Fortführung ihrer Art sicherzustellen. Wenn die Anbaubedingungen unvorteilhaft werden, erkennen die Pflanzen, dass die Wahrscheinlichkeit des Fortbestands eingeschränkt wurde – das löst ihren Überlebensinstinkt aus. Setzt dieser ein, entwickeln weibliche Pflanzen männliche Blüten, so dass sie sich selbst befruchten können und so das Überleben der Art sichergestellt ist. Indem sie Samen ohne männliche Pflanze herstellen, produzieren die Pflanzen Blüten beiderlei Geschlechts, was zu Hermaphroditen führt. Es ist ein nützlicher Weg für Pflanzen, um sich unter dem Einfluss umweltbedingter Stressfaktoren anzupassen, indem so die natürliche Blütezeit verkürzt wird. Eine stetige Pflege für Ihre Pflanzen ist von höchster Wichtigkeit, um die Entwicklung unerwünschter gemischtgeschlechtlicher Pflanzen zu verhindern.
Was führt zur Entstehung von Bananas?
Eine weitere gemischtgeschlechtliche Hanfpflanze nennt man „Bananas“ – es sind Pflanzen mit langgezogenen gelben Pollensäckchen, die sich von der Mitte der Knospen an gestressten weiblichen Pflanzen bilden. Sie wachsen häufig in Clustern, die einer Bananenstaude ähnlich sehen.
Wenn Bananas auftauchen, platzen sie nicht notwendigerweise, wie normale Pollensäcke es tun würden. Bananas entwickeln sofort Pollen und werden naheliegende Knospen auch dann bestäuben, wenn sie rasch nach ihrer Entdeckung entfernt werden – sie sind daher weitaus schwieriger zu kontrollieren als normale Pollensäckchen. Wenn Sie in Ihrem Anbau eine große Anzahl an Bananas entdecken, ist es vermutlich am klügsten, sofort alle Pflanzen abzuernten.
Weibliche Pflanzen, die über die ideale Erntezeit hinaus wachsen dürfen, entwickeln bisweilen Bananas in ihren Knospen, da sie versuchen, sich selbst zu bestäuben und Samen fürs nächste Jahr zu produzieren. Das ist nicht ganz so zerstörerisch wie Hermaphroditen, da es erst eintritt, wenn die Pflanzen den optimalen Zeitpunkt für die Ernte bereits überschritten haben.
Die Hauptgründe für die Entwicklung gemischtgeschlechtlicher Pflanzen
- Unbeständige Lichtversorgung: Für den Indoor-Anbau von Hanf müssen die Leuchten mit einem Timersystem versehen werden, und es sollte darauf geachtet werden, die Intervalle nicht zu verändern. Outdoor angepflanzter Cannabis sollte nach Sonnenuntergang keinem Licht (wie zum Beispiel Flutlichtanlagen, Straßenlichter etc.) mehr ausgesetzt werden.
- Respektieren Sie das Dunkel: Während des Blühens ist es wichtig, dass die Pflanzen jede Nacht minimal 12 Stunden ununterbrochene Dunkelheit erhalten, (ausgenommen davon sind selbstblühende Sorten). Während dieser Dunkelheitsperiode erwartet Ihre Pflanze die Rückkehr der Sonne; diesen Prozess zu unterbrechen, ist ein häufiger Stressfaktor für Pflanzen und kann sogar dazu führen, dass sie sich in die vegetative Phase zurückentwickeln. Genauso wichtig ist es, dass Sie Lichtunterbrechungen vermeiden!
- Verbrennungen durch Licht: Während mehr Licht grundsätzlich sehr gut für Cannabis-Pflanzen ist, können sehr grelle oder heiße Lichtquellen (wie sehr starke LEDs) zu „Verbrennungen“ führen. Dies stresst die Pflanzen, führt zu Ausbleichungen und kann ein Auslöser für Hermaphroditen-Bildung sein. Wenn die Leuchten zu heiß sind, um sie zu berühren, sind sie auch zu heiß für Ihre Pflanzen!
- Temperatur: Stellen Sie sicher, dass während des Blühens eine ausgeglichene, angenehme Temperatur für Ihre Pflanzen herrscht – normalerweise etwa 18 bis 29 Grad Celsius am Tag und leicht niedrigere Temperaturen bei Nacht.
- Genetik: Stress kann eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Hermaphroditen und Bananas spielen – wenngleich die Genetik bei der Ausbildung von Bananas eine größere Rolle einzunehmen scheint. Samen anzubauen, die von einer Pflanze stammen, die Merkmale eines Hermaphroditen oder Banana aufweist, führen weitaus häufiger zur Entstehung von diesen unerwünschten Pflanzen als noch bei den Elternpflanzen.
- Generelle Pflanzengesundheit: Mangel an Nährstoffen, verrottete Wurzeln, unausgeglichener pH-Wert des Bodens, Verletzungen der Pflanze usw. sind ebenfalls wichtige Faktoren, die die Entstehung von gemischtgeschlechtlichen Hanfpflanzen auslösen können.
Es wird empfohlen, dass alle Pflanzen, die Anzeichen zeigen, Hermaphroditen oder Bananas zu sein, entfernt werden. Denken Sie immer daran, wenn Pollen mit Ihren Knospen in Kontakt kommen, stecken die Pflanzen alle Energien in die Entwicklung neuer Samen und entwickeln weniger Knospen. Wenn eine Pflanze sich selbst bestäuben kann, erhalten Sie unweigerlich Hermies und Bananas – oder Hermies mit Bananas. Igitt!
Unter gemischtgeschlechtlichen Cannabispflanzen sind Bananas diejenigen, die am wenigsten zu berechnen sind, da sie mit hoher Wahrscheinlichkeit unerwünschte Bestäubungen auslösen, sobald sie mit dem Bestäuben nahegelegener Knospen beginnen, ohne dass dazu ein Pollensäckchen platzen müsste.
Der Versuch, Pflanzen zu retten, die mehrere Bananas hervorgebracht haben oder Anzeichen aufweisen, Hermaphroditen zu sein, ist nicht empfehlenswert. Nicht nur ist es sehr schwierig, sicherzustellen, dass sie wirklich alle losgeworden sind (was bedeutet, dass Ihnen unerwünschte Samen erhalten bleiben), es ist auch nahezu unmöglich, den Prozess aufzuhalten, sobald eine Pflanze mit der Selbstbestäubung begonnen hat, Anzeichen beiderlei Geschlechts aufweist oder unerwünschte Bananas hervorbringt. Mögen all Ihre Ernten samenfrei sein!