Der Cannabisgebrauch im Laufe der Geschichte

Der Cannabisgebrauch im Laufe der Geschichte

Weißt du, wie es dazu kam, dass Menschen sich in Marihuana verliebten? Die Geschichte des menschlichen Cannabisgebrauchs beginnt vor ungefähr zehntausend Jahren in China – sie gilt noch heute als eine der Lieblingspflanzen der Menschheit für Medizin und Unterhaltung. Lies hier, wie sie im Laufe der Geschichte verwendet wurde, bis sie schließlich in deinem Garten angekommen ist.

Die verschlungene Geschichte des Cannabis erstreckt sich über alle vier Himmelsrichtungen des Planeten, von der antiken chinesischen Medizin bis zum Rauschmittel der alten Griechen. Cannabis hat sich überall auf der Welt ausgebreitet, so dass in den meisten Kulturen Zeugnisse indigener Nutzung der Pflanze aufzufinden sind. Ihre klimatische Anpassungsfähigkeit hat dazu geführt, dass die Pflanze der Menschheit den Großteil der Geschichte zur Verfügung stand.

Hanf gilt als eine der ersten landwirtschaftlich genutzten Pflanzen, womit er zu den Fortschrittstreibern der Menschheitsgeschichte gehört. Die Geschichte der Pflanze ist so weitreichend, dass ihre Erzählung notwendigerweise aufgeteilt werden muss. Die Geschichte der Anwendungen von Cannabis zu untersuchen, führt zu einem genaueren Bild seiner ursprünglichen Heimat und zu einem besseren Verständnis darum, wie Hanf wirtschaftlich genutzt wurde.

Vom gelegentlichen Konsum bis hin zum Rohstoff zur Herstellung industrieller Produkte umfasst die Nutzung der Pflanze einen Großteil der Kulturgeschichte der Menschheit. Dieser Artikel bietet einen chronologischen Überblick über die Kulturgeschichte des Cannabis von den Anfängen bis zum Alltagsprodukt der Menschen im 21. Jahrhundert.

Die Ursprünge in China

Mit dem Anfang zu beginnen ist stets eine gute Entscheidung. Die ersten Spuren der Cannabis-Nutzung zu finden bedurfte mehr als nur schriftliche Quellen zu durchsuchen. Die Pflanze wurde von den Menschen bereits genutzt, bevor die Menschen schreiben und die Anwendung von etwas dokumentieren konnten.

Das älteste Zeugnis von Hanfnutzung wurde in einer Tonscherbe in einem Dorf in Taiwan gefunden, die um 8000 v. Chr. geschaffen wurde. Eine so weit zurückreichende Verwendung von Hanf bedeutet, dass Marihuana zweifellos eine der ersten landwirtschaftlich genutzten Pflanzen gewesen sein könnte. Carl Sagan schrieb darüber in seinem Buch The Dragons of Eden, Speculations on the Origin of Human Intelligence von 1977. Dort heißt es: „Es wäre hoch interessant zu sehen, ob der Anbau von Cannabis in der Geschichte der Menschheit zur Erfindung der Landwirtschaft und somit zur Zivilisation selbst geführt hat.“

Bis 4000 v. Chr. stammen alle Quellen für die Nutzung von Marihuana aus China und Turkestan, zumeist wurde Hanf dabei für Öl zur Nahrungszubereitung sowie für die Produktion von Textilien eingesetzt. Um 2700 v. Chr. beschrieb der chinesische Kaiser Shen Neng Cannabis zum ersten Mal als Rauschmittel.

Bhang in Indien

Bhang in Indien

Als nächstes tauchte Cannabis in alten hinduistischen Texten aus Indien auf. Zum ersten Mal explizit erwähnt, wurde es in dem heiligen Text Atharvaveda. Dort wird es als Pflanze für heilige Rituale beschrieben, Cannabis wurde im wesentlichen als Opfergabe für Shiva verwendet. In dem Text wird Cannabis (insbesondere in Form von Bhang) zu einem heiligen Gras.

Schon 2000 v. Chr. findet die Cannabisnutzung in Indien also Erwähnung. Jedoch ist es wahrscheinlich, dass die Anfänge noch weiter zurückreichen. Bhang wird mit getrockneten Cannabisblättern, Samen und Stängeln zubereitet. Sie werden zu einer Paste vermahlen und dann mit Milch, Ghee und Gewürzen vermischt.

In der vedischen Zeit wurde Hanf zur Meditation eingesetzt, um transzendente Zustände erreichen zu können. Zugleich aber wurde es auch als wichtiger Bestandteil der indischen Medizin verwendet, um Beschwerden und Erkrankungen wie Fieber, Durchfall, Sonnenstich, phlegmatische Zustände, Verstopfung und Appetitlosigkeit sowie Sprechschwierigkeiten (wie Lispeln) zu behandeln und um die Wahrnehmung des eigenen Körpers zu erhöhen.

Medizinisches Cannabis bei den alten Ägyptern

Die alten Ägypter nutzten heilige Pflanzen für viele Dinge, insbesondere aber für ihre Rituale. Cannabis wurde auf ägyptischen Papyrusrollen bereits 1300 v. Chr. erwähnt und diente in diesem Text medizinischen Zwecken. Es gibt zahlreiche antike Texte der Ägypter, die die Nutzung von Cannabis für Rituale und medizinische Behandlungen beschrieben, dazu gehören der Eber Papyrus wie auch der Berlin Papyrus.

Die alten Ägypter haben Cannabis zur Behandlung von Schmerzen bei Hämorrhoiden und Augenreizungen wie auch als Opfergaben bei Ritualen zur Beschwörung des Jenseits eingesetzt.

Cannabis erreicht Europa

Cannabis wird in europäischen Quellen erst 400 v. Chr. erwähnt. Dort wird beschrieben, dass es in Russland zur Herstellung von Hanfseilen diente. Die bekannteste frühe Anwendung in Europa findet sich jedoch bei einem nomadischen Stamm, den Skythen.

Die Skythen waren ein nomadisches Volk aus der Gegend des heutigen Irans, und sie bewohnten große Flächen und reisten lange Wege durch Eurasien. Sie nutzten Cannabis für Rituale und glaubten, dass die Pflanze uraltes, heiliges Wissen barg. Obwohl die Nutzung in Texten der Skythen nicht beschrieben wird, wurden Artefakte von 700 v. Chr. gefunden, die Hanfsamen enthalten. Die Skythen verwendeten Hanfsamen für königliche Gräber. Es wurden auch Zelte entdeckt, die für antike Todesrituale eingesetzt wurden, und vor diesen Zelten fand man Beutel mit Hanfsamen. So hat Cannabis seinen Weg nach Nordeuropa gefunden.

Um etwa 430 v. Chr. hatte Cannabis einen großen Auftritt in den Texten von Herodot, dessen Schriften die These unterstützen, dass die Skythen die rituelle Verwendung von Cannabis nach Europa brachten. Auf diese Weise wurde Cannabis ein Hilfsmittel für Rituale und Rauschzustände. Etwa 200 Jahre später finden sich Hanfseile in Griechenland.

Medizinische und industrielle Verwendung von Marihuana

Medizinische und industrielle Verwendung von Marihuana

Gegen 400 v. Chr. hatte sich Cannabis de facto überall auf der Welt ausgebreitet. Es ist sogar wahrscheinlich, dass Hanf bereits lange vor Beginn der Aufzeichnungen von Menschen genutzt wurde. Zu der Zeit, als Marihuana von Asien nach Afrika und dann nach Europa kam, wurde es zu einem wichtigen landwirtschaftlichen Gut der Menschen.

Die ersten Quellen über Papier aus Hanf findet sich 100 v. Chr. in China. Wenig später brachten die Wikinger Hanfseile und Samen nach Irland und begannen damit, Hanf weiterzuverarbeiten. Um 900 n. Chr. gibt es auch Hinweise darauf, dass Araber Hanf weiterverarbeiteten.

Zur Mitte des 16. Jahrhundert verhängte König Henry in England Strafen gegen Bauern, die keinen Hanf für die industrielle Nutzung anbauten. Die zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten in der Weiterverarbeitung breiteten sich weltweit aus, und bald wurde in nahezu allen Kulturen Hanf als Heilpflanze und für die industrielle Weiterverarbeitung genutzt. Medizinisches Marihuana wurde von Ärzten in Frankreich, Portugal, China, Griechenland und Großbritannien beschrieben. Zur Mitte des 18. Jahrhunderts wurde Cannabis offiziell im New England Medical Dispensatory geführt.

Das 19. Jahrhundert war eine Boomzeit für die medizinische und industrielle Nutzung von Hanf in den USA. Plantagen in Mississippi, Georgia, Kalifornien, South Carolina, Nebraska, New York und Kentucky entstanden. Das gesamte Jahrhundert hindurch war Hanf weltweit als pharmazeutisches Produkt bekannt, und viele Ärzte nutzten die Eigenschaften der Pflanze für ihre Patienten. Cannabis war weitflächig in Apotheken erhältlich und ein akzeptierter Teil der Medizin.

Die Wiederentdeckung Marihuanas als spirituelle Pflanze

Hanfnutzung spielte eine bedeutende Rolle bei den ersten Zeugnissen von spirituellen Ritualen der Menschheit und wurde dann schnell ein sehr profitables medizinisches und industrielles Produkt. Um 1100 n. Chr. war Cannabis als Nutzpflanze weit verbreitet, doch bei den Persern und in der Sufi-Kultur spielte die Pflanze ein ganz besondere Rolle als spirituelles Mittel.

Sufi-Meister Scheich Haydar verwendete die Pflanze in Persien und durch seinen eigenen Konsum verbreitete sich die Pflanze als spirituelles Hilfsmittel unter den Mystikern der Zeit. So verbreitete sich die Anwendung in Gegenden wie dem heutigen Bahrain, Iran und Syrien. Es finden sich äthiopische Pfeifen mit Cannabis aus dieser Zeit, was darauf hinweist, dass Cannabis auch in Afrika Verbreitung fand.

Reefer Madness und die Prohibition

Die weitreichende Verbreitung der Pflanze für medizinische, spirituelle und industrielle Anwendungen führte letztendlich im frühen 20. Jahrhundert zum Beginn der Prohibition. Sie nahm ihren Anfang in den USA, doch die Verbotsbewegung begann einen weltweiten Siegeszug. Marihuana wurde zu einer der „gefährlichsten“ Drogen überhaupt erklärt und staatliche Propaganda gegen Cannabis nahm immense Ausmaße an.

Das bedeutet aber nicht, dass die Nutzung von Cannabis eingestellt wurde, sie wurde lediglich geringer. Trotz der Prohibition wurde Cannabis als Genussmittel wie auch als medizinische Pflanze weiter genutzt. Die Vorteile des Hanfs wurden nicht plötzlich durch die Menschheit vergessen, selbst dann nicht, als es hieß, die Pflanze sei gefährlich.

Die jüngste Geschichte des Hanfs deutet auf ein Ende der Prohibition. Es scheint wie eine langsame Rückbesinnung auf die Kulturgeschichte des Krauts als Nutzpflanze. In der Rückschau scheint es nahezu verwegen, anzunehmen, dass das Verbot Erfolg haben könnte. Marihuana wurde bereits Jahrtausende vor dem Konzept der Prohibition genutzt. Die Anwendungsmöglichkeiten waren so tief in der menschlichen Kultur verwurzelt, dass die Wahrscheinlichkeit, Hanfnutzung wirklich beenden zu können, immer gering war.

Seit gut 10.000 Jahren verändert Marihuana das Bewusstsein der Menschen. Es war Teil spiritueller Erweckungen und medizinischen Fortschritts wie auch ein Rohstoff für die Industrie. Man kann es mit einiger Berechtigung als eine Art Motor für die Entwicklungsgeschichte der Menschheit ansehen, die Pflanze trug ihren Teil dazu bei, dass die Welt heute ist, wie sie ist.

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    Sera Jane Ghaly

    Ich bezeichne mich selbst gerne als Freigeist, der die Welt bereist. Geboren inMelbourne, Australien, fühle ich mich überall auf der Welt zu Hause. Wörter und Sprachen sind meine Leidenschaft. Ich verwende sie als Fahrzeug, um mich durch diese multidimensionale, menschliche Erfahrung zu navigieren. Meine Begeisterung für Marihuana begann in den USA, seither bereise ich, inspiriert von diesem Kraut, die Welt. Mary Jane hat mir die Türen zu schamanistischen Zeremonien im Amazonas und zu Rauchzeremonien mit Babas in Indien geöffnet.
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